Tag Archives: Paare

Zeit online Liebeskolumne: Auf die Couch?

22 Mär

Jede Woche beantwortet der Paartherapeut Wolfgang Schmidbauer eine große Frage der Liebe. Diesmal: Kann sie ihm helfen, wenn er eine Therapie machen will?

Soll sie ihn auf dem Weg auf die Couch begleiten?

Die Frage: Kai und Birgit sind seit zwei Jahren zusammen. Sie streiten sich oft. Schließlich gesteht Kai eine Liaison. Beide einigen sich, dass es so nicht weitergehen kann und trennen sich. Aber nach einigen Wochen vermisst Kai Birgit und schickt eine SMS, dass sie ihm fehle. Birgit geht es ähnlich. Kai behauptet bei ihrem ersten Treffen, er habe ein Helfersyndrom und wolle in Therapie gehen, um sich endlich selbst zu erkennen und mit sich und seinem Leben wirklich etwas anfangen zu können. Er wisse nicht, ob er Birgit liebe, ob er sie jemals geliebt habe. Er wolle jetzt erst einmal sich selbst finden. Obwohl er keine Beziehung mehr will, schläft er wieder mit Birgit. Birgit grübelt viel. Kann es sein, dass Kai wirklich nicht weiß, was er will? Wie kann sie ihm helfen, sich darüber klar zu werden, obwohl sie doch keine Therapeutin ist?

Wolfgang Schmidbauer antwortet: Psychologische Selbstdiagnosen verraten weniger über die Liebenden als über Versuche, mit dem gesammelten Wissen den Partner zu beeinflussen. In der verfahrenen Situation von Kai und Birgit scheint das angebliche Helfersyndrom für Kais Hoffnung zu stehen, er könne einen erwachsenen Menschen verändern. Dann hätte auch die Prinzessin im Märchen ein Helfersyndrom, da sie durch den Wurf an die Wand dem Frosch hilft, wieder Prinz zu werden. Ebenso problematisch finde ich Ankündigungen, man werde sich in einer Therapie verändern und wolle bis dahin unverbindlich bleiben. Wer sich entwickeln will, macht eine Therapie und redet nicht darüber. Wer andere manipulieren will, redet über seine – geplante – Therapie, um sich eine angenehmere Position zu schaffen.

Lesen Sie hier alle bisherigen Ratschläge von unserem Paartherapeuten Wolfgang Schmidbauer

Wolfgang Schmidbauer, 68, ist einer der bekanntesten deutschen Paartherapeuten. Sein Buch zu dieser Kolumne ist soeben erschienen: „Lässt sich Sex verhandeln?“, Gütersloher Verlagshaus 2009

Focus online Beziehungsglück: Rückzug erzeugt klammern

20 Mär

Typisches Verhalten, wenn eine Beziehung in der Krise steckt: Je mehr der eine sich entfernt, desto stärker klammert der andere. Die Beziehungsexperten Eva-Maria und Wolfram Zurhorst raten, was nun zu tun ist.

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Zeit online Liebeskolumne: Gibt es anständiges Flirten?

20 Mär

Jede Woche beantwortet der Paartherapeut Wolfgang Schmidbauer eine große Frage der Liebe. Diesmal: Darf er auf Avancen reagieren?

Gebietet es der Anstand, dass er seiner Flirtdame antwortet?

Die Frage: Ulrich und Marlene leben glücklich zusammen, eine Tochter haben sie auch. Bei einem dienstlichen Anruf in einem Callcenter gerät Ulrich an eine Dame, die heftig mit ihm flirtet. Das fällt ihm erst gar nicht auf. Es ist doch nur ein harmloses Telefonat. Später wird es eindeutiger. Die Fremde nutzt ihren Zugriff auf sein Internetkonto, um dort Ihre E-Mail-Adresse zu platzieren. Das ist etwa vergleichbar mit dem Zustecken eines Zettels, auf dem ihre Telefonnummer steht, sonst nichts. Ulrich erzählt davon seiner Freundin, sie lacht darüber. Sie fühlt sich geschmeichelt, mit so einer anziehenden Stimme zusammenzuleben. Trotzdem arbeitet es in Ulrich: Gebietet es der Anstand, dass er der Flirtdame antwortet? Oder besteht dann die Gefahr, dass er sich mehr mit ihr beschäftigt, als allen lieb ist?

Wolfgang Schmidbauer antwortet: In manchen Fällen unterscheidet sich der Experte vom Nichtexperten nicht dadurch, dass er eine bessere Lösung hätte, sondern dass er angesichts eines unlösbaren Problems keine Energie vergeudet. Flirts verlässlich und harmonisch in eine Beziehung zu integrieren ist ein unlösbares Problem. Ich sehe nichts, zu dem sich raten ließe. Am wenigsten zu Anstandsregeln. Das Wesen des Flirts ist doch das kippelige Spiel mit dem Verbotenen: Es ist schmeichelhaft, mit einem flirtwerten Partner zusammenzusein, solange man sicher ist, dass es bei dem Flirt bleibt. Aber wer hier die totale Sicherheit bieten möchte, hat keinen Platz zum Flirten. So sind Ulrichs Aufregung und sein Gefühl, nicht zu allseitig perfekter Zufriedenheit reagieren zu können, weder vermeidbar – noch problematisch.

Lesen Sie hier alle bisherigen Ratschläge von unserem Paartherapeuten Wolfgang Schmidbauer© Neophoto/Photocase

Wolfgang Schmidbauer, 68, ist einer der bekanntesten deutschen Paartherapeuten. Sein Buch zu dieser Kolumne ist soeben erschienen: „Lässt sich Sex verhandeln?“, Gütersloher Verlagshaus 2009

Interview – Stern.de: „Mut zu Experimenten“

4 Mär

„Mut zu Experimenten!“

Der Paartherapeut Hans Jellouschek über sexuelle Unlust, altvertraute Rollen und die Angst der Menschen vor einem Neuanfang in der Partnerschaft.

Hans Jellouschek, 1939 in Linz geboren, hat zwölf Bücher veröffentlicht, darunter „Wie Partnerschaft gelingt. Spielregeln der Liebe“.© Theodor Barth

Die Scheidungsrate ist auf einem Höchststand. Hält die Niederlassungszahl von Therapeuten mit?

Die Niederlassungszahl von Paartherapeuten ist schon deshalb eher bescheiden, weil Paartherapie grundsätzlich nicht von der Krankenkasse getragen wird, sondern privat bezahlt werden muss.

Was lernt das Paar?

Es kommt ja zu mir, weil es mit einem Problem allein nicht mehr fertig wird. Wir suchen dann einen Weg, wie es mit diesem Problem besser umgehen kann.

Nehmen wir ein Beispiel: Hans und Grete, beide Ende dreißig, verheiratet, ein Kind, haben sich auseinander gelebt. Sie teilen noch Alltagstrott, Fernseher und Strandkorb im Urlaub, aber es gibt keine gemeinsamen Interessen, keine Gespräche, keine Utopien, keinen Sex. Was machen Sie?

Der erste Schritt: beiden Anerkennung dafür aussprechen, dass sie ihr Problem angehen. Der zweite Schritt: Mit dem Paar die Gründe herausfinden, aus denen sie sich auseinander gelebt haben. Irgendetwas in ihrer Beziehung ist in eine Schieflage geraten. Vielleicht fehlt – sehr häufig! – die Balance zwischen dem Engagement des Mannes für den Beruf und für die Familie, vielleicht hat sich eine Einseitigkeit eingespielt – einer will immer bestimmen, der andere soll sich unterordnen, einer gibt immer, der andere nimmt immer -, vielleicht existiert auch ein anderer Grund für wachsende Entfremdung. Man muss ihn herausfinden und dann überlegen, was man ändern kann.

Das klingt simpel.

Ist es aber nicht immer. Denn auch an eine Schieflage gewöhnt man sich, und etwas Gewohntes aufzugeben, erscheint bedrohlich. Viele Paare haben Angst vor diesem Neuland. Hinzu kommt, dass die Probleme, die sich in einer Paarbeziehung zeigen, meist schon aus den Herkunftsfamilien mitgebracht werden. Man spielt eingelernte, altvertraute Rollen, und deren Veränderung ist oft schwierig.

Wer hat eher den Mut, Neuland zu betreten – Frauen oder Männer?

Früher kamen die Anmeldungen für eine Paartherapie fast ausschließlich von Frauen. Inzwischen ist bei Männern das Verlangen nach Veränderung und die Bereitschaft dazu deutlich größer geworden. Der Wunsch nach therapeutischer Hilfe kommt heute zur Hälfte von ihnen.

Das Gespräch zwischen zwei Partnern wieder anzufachen, ist eine Sache. Wie macht man ihnen wieder Appetit auf Sex?

Die sexuelle Unlust in einer Beziehung ist eigentlich nie die Ursache von Problemen, sondern immer die Folge. Wenn es eine Schieflage in der Partnerschaft gibt und die Partner sich nicht mehr als ebenbürtig empfinden, vergeht einem von beiden mit Sicherheit auch der Appetit auf Sex.

Kehrt der automatisch zurück, wenn die Schieflage ausgeglichen ist?

Nicht automatisch. Aber wenn das Paar sich sexuell einmal wirklich gut verstanden hat, dann hat es auch für die Zukunft das Potenzial für lebendige Sexualität.

Ihr Kollege Michael Mary sagt, auch ganz ohne Sex könne es glückliche Partnerschaft geben.

Die Rolle der Sexualität wird tatsächlich meist überschätzt, sie ist ein Faktor unter anderen, aber nicht der einzige und entscheidende. Schwierig wird es nur dann, wenn die Bedürfnisse der Partner in diesem Punkt sehr unterschiedlich sind.

Gibt es das: beide haben keine?

Wenn ein Paar ganz ohne Sexualität lebt, fehlt ihm natürlich eine ganz wesentliche Qualität von Beziehung. Es gibt aber Paare, die diesen Mangel als nicht so wichtig bewerten und damit anscheinend ganz gut klar kommen. Ob sie allerdings wirklich glücklich sind, ist schwer zu entscheiden.

Der Sexualtherapeut Ulrich Clement hat gesagt, Partnerschaft sei eine „freundlich-kooperative Reduzierung der sexuellen Wünsche auf den kleinsten gemeinsamen Nenner“. Dann ist doch Lustlosigkeit früher oder später die logische Konsequenz!

Umgekehrt! Lustlosigkeit tritt ein, wenn es in der Partnerschaft zu einer solchen sexuellen Kompromissbildung gekommen ist. Das ist eine Gefahr aber kein Naturgesetz. Klar, wenn man nur noch einen schmalen Ausschnitt seiner Wünsche und Fantasien lebt, wird es auf die Dauer langweilig. Ein Paar sollte sein sexuelles Spektrum nicht verengen, sondern miteinander erweitern.

Jellouschek in seiner Praxis in Entringen bei Tübingen© Theodor Barth

Gemeinsam Pornos gucken? Swingerclub?

Man sollte schon den Mut zu Experimenten haben, aber jedes Paar muss einen Weg finden, mit dem beide einverstanden sind.

Kann ein Paar das Naturgesetz aushebeln, nach dem die erotische Spannung erlischt, wenn der Partner zum „Individuum mit Heimcharakter“ geworden ist? Vertrautheit und Erotik schließen sich nicht aus. Im Gegenteil. Ich erlebe sehr oft, dass Vertrautheit gerade die Voraussetzung dafür ist, sich in der Sexualität wirklich einzulassen. Vielleicht ist sie dann im ersten Moment nicht mehr der ultimative Nervenkitzel, aber dafür wird von den Partnern eine viel größere Intensität erlebt. Das erleben Männer und Frauen übrigens absolut gleich. Freilich muss man darauf achten, den Partner nicht zum Inventar des eigenen Lebens zu machen wie die Möbel in der Wohnung. Dann gibt es keine Spannung, keine gegenseitige Anziehungskraft mehr. Also soll man auch als Paar ein bisschen unverheiratet bleiben? So kann man es sagen. Gewohnheit und Alltag dürfen nicht überhand nehmen. Paare sorgen oft zu wenig für sich selbst, sie lassen sich auffressen von allen möglichen Pflichten und kommen der Pflicht nicht nach, auch für sich da zu sein. Man muss immer wieder mal etwas ausdrücklich für den anderen tun, man muss Inseln schaffen für Zweisamkeit, ausbrechen aus dem Trott des šblichen, Wochenenden und Urlaubszeiten für sich als Paar reservieren und so weiter.

Was sind neben Lustverlust die gefährlichsten Bedrohungen für eine Partnerschaft? Die Ursachen bestehen eigentlich immer darin, dass die Balance in einer Partnerschaft nicht mehr gelingt. Weil beispielsweise die Polarität zwischen Autonomie und Bindung nicht ausgeglichen wird – einer will ein absolut selbstständiges Leben, der andere eine ganz enge Beziehung. Oder weil die Polarität zwischen Geben und Nehmen in eine Schieflage geraten ist, oder die Balance der Macht nicht mehr ausgeglichen wird. Auch wenn Kinder geboren werden, muss eine neue Balance gefunden werden, die vielen Paaren schwer fällt. Auch wenn Kinder gewünscht wurden? Ja. Der Übergang vom Paar zur Familie wird in seinem Krisenpotenzial häufig unterschätzt. Selbst wenn das Kind für die Eltern eine große Bereicherung darstellt, gibt es eine neue Dynamik. Klassisch ist der Konflikt, der entsteht, weil die Frau sich jetzt um das Kind kümmert und der Mann sich ausgeschlossen fühlt. Oder dass der Mann sich in die Karriere stürzt und seine Frau mit dem Kind allein lässt. Oft werden solche Konflikte aber nicht ausgesprochen, und dann kann es zur Symptombildung kommen. Wegen jeder Kleinigkeit wird dann beispielsweise gestritten, oder die Sexualität kommt zum Erliegen, oder einer der Partner wird depressiv.

Was macht ein Paar nach der Therapie anders?

Sie reden mehr miteinander. Sie nehmen stärker das Positive wahr. Sie loben sich mehr. Sie entwickeln mehr Achtsamkeit für ihre Partnerschaft. Sie gehen mehr aufeinander ein und aufeinander zu.

Wie viele gehen trotzdem auseinander? Ich habe sie nicht gezählt, etwa ein Drittel. Das kann man auch ohne Therapie haben. Nein. Es sind häufig trennungsgefährdete Paare, die kommen. Wenn zwei Drittel von ihnen einen Neuanfang schaffen, ist das ein Erfolg.

Warum hängen trotz der hohen Scheidungsquoten Menschen so hartnäckig an einem Partnerschaftsmodell, das als Versorgungseinrichtung nicht mehr gebraucht wird und als Glückverheißung regelmäßig versagt? Ist es die Angst vor Einsamkeit? Sind es die Happy-Ends in Hollywood-Filmen?

Die Paarbeziehung entspricht einem fundamentalen Bedürfnis der Menschen, heute vielleicht sogar noch stärker als früher. Denn wir sind ja alle nicht mehr so fest in soziale Beziehungen eingebunden wie unsere Großväter. Und überall ist immer nur eine Funktion von mir gefragt – im Beruf, in der Partei, im Sportverein. Nur in der Partnerschaft bin ich als der ganze Mensch, der ich bin, gefragt und bejaht. Daher diese tiefe Sehnsucht nach einem Partner, der mich wahrnimmt und annimmt – und zwar auf Dauer.

Interview: Peter Sandmeyer

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Fokus online: Paare atmen im selben Rhythmus

15 Feb

Herzschlag im Gleichtakt – Frauen passen sich Männern an

In einer Liebesbeziehung schlagen zwei Herzen im Gleichtakt – und zwar buchstäblich. Dabei sind es vor allem die Frauen, die sich an der Atmung des Partners orientieren. Das könnte an ihrer höheren Kompetenz für Empathie liegen.

Das Atmen beider Partner erfolgt in den gleichen Intervallen. Das geht aus einer aktuellen Studie der University of California Davis hervor. Für die Erhebung wurden mehrere Tests an 32 heterosexuellen Paaren durchgeführt, wobei ihr Herzschlag sowie ihre Atmung gemessen wurden.

Die Partner wurden in einen kalten, ruhigen Raum einige Zentimeter nebeneinander gesetzt. Dort durften sie sich weder unterhalten noch berühren. In einem Test mussten sich die Probanden gegenseitig nachahmen, jedoch nicht reden. Die Ergebnisse fielen dabei sehr ähnlich aus. Die Daten wurden zudem verglichen: Personen, die kein Paar bilden, hatten ganz andere Messergebnisse.

Mehr Empathie durch Kinder

Die Forscher haben zudem herausgefunden, dass sich eher Frauen dem Atem des Partners anpassen als umgekehrt. Den ähnlichen Herzschlag der Partnerin erklären die Forscher damit, dass Frauen eine starke Bindung zu ihren Partnern haben. Das liege wahrscheinlich an einer höheren Kompetenz für Empathie.

„Prinzipiell sind diese Ergebnisse vorstellbar, denn Frauen lernen – vor allem, wenn sie Kinder haben – sich auf sie einzustellen und deren Gefühlswelt nachzuempfinden und Empathie zu entwickeln“, erklärt Paartherapeutin Evelin Brehm. Dieser Prozess wird in der Psychologie auch als „Mentalisierung“ bezeichnet. Paare, die lange zusammen sind, erlangen zudem mehr Sicherheit und kräftigen über Endorphine ihre Bindung.

Charakterzüge bleiben erhalten

Die Charakterzüge übertragen sich die Personen in einer Beziehung dadurch jedoch nicht. „Wenn einer ruhig ist und der andere aufgeweckt, wird der Aufgeweckte nicht automatisch ruhig. Der Grundcharakter bleibt erhalten“, so die Therapeutin. Ersterer würde jedoch mit zunehmender Sicherheit offener werden und der Aufgeweckte umgekehrt entspannter.

Dass sich Frauen und Männer einander anpassen, hat vielerlei Gründe. „Aufgrund der Emanzipation hat sich auch einiges geändert. Man kann nicht mehr pauschal sagen, dass die Frauen dort hinziehen, wo der Mann ist. Es ist jedoch so, dass sich Paare die besten Ressourcen für eine Familiengründung überlegen. Sozial gesehen haben Männer die besseren Jobs und das bessere Einkommen. Aus diesem Grund ziehen viele Frauen zu den Männern“, bemerkt Brehm.
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